Baum des Jahres 2010 - Hohenheimer Vogelkirschenallee ist spitze  [19.04.10]

Nahezu pünktlich zum Tag des Baumes am 25. April steht die Vogelkirschenalle im Hohenheimer Heidfeld in voller Blüte. Zwei Wege begrenzen die Versuchsstation für Gartenbau im Westen und durchschneiden die Versuchsstation für Pflanzenzüchtung mit einer Gesamtlänge von fast 1400 Metern, beidseitig bepflanzt mit insgesamt 286 hochstämmigen Vogelkirschen, dem Baum des Jahres 2010.

Blüten soweit das Auge reicht

Eine beeindruckende Blütenfülle zeigt sich jedes Frühjahr an den im Jahr 1995 gepflanzten und mittlerweile zu stattlichen Exemplaren herangewachsenen Vogelkirschen. Nicht nur die Spaziergänger und die hier arbeitenden Wissenschaftler erfreuen sich an der üppigen Blütenpracht, auch zahlreiche blütenbesuchende Insekten nutzen das reiche Nahrungsangebot für eine kräftige Stärkung. Gerade einmal knappe 8 Tage dauert die Blütenfülle an, die an den noch nahezu unbelaubten Ästen wahrhaft überwältigend ist. Ein älterer, freistehender Baum kann bis zu 1 Million Blüten tragen und hat somit 5 Millionen Blütenblättchen, die nach der Blüte reizvoll wie Schneeflocken zu Boden schweben. Weitere Höhepunkte schließen sich an, im Sommer von Juni bis Juli reifen die zunächst roten, dann dunkel- bis schwarzroten, prächtig glänzenden, in Büscheln stehenden Kirschen, die gerne von allerlei Tieren, aber auch von vorbeiflanierenden Feinschmeckern gekostet werden. Im Herbst, überwiegend im Oktober, leuchtet das Blattwerk in den feurigsten Rot- und Gelbtönen und bietet im Sonnenlicht im Kontrast zum Blau des Himmels ein berauschendes Farbenspiel. Zuletzt im Winter ziert die graubraune Ringelrinde die Stämme mit ihrem außergewöhnlichen Muster.

Die Vogelkirsche (Prunus avium L.) gehört wie viele Obstgehölze zur Familie der Rosengewächse. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile Mittel- und Südeuropas und reicht bis zum Kaukasus. Raschwüchsig und trockenresistent steht sie einzeln in lichten Mischwäldern und häufig in Waldrandlagen sowie in Hecken in freier Flur. Ihren Namen verdankt die Vogelkirsche der Beliebtheit ihrer Früchte bei Vögeln (lateinisch: Prunus = Pflaumenbaum, avium = der Vögel), aber auch Mäuse, Füchse, Dachse und selbst Wildschweine fressen die Kirschen gern und tragen zu ihrer Verbreitung bei. Im Vergleich zu ihrer vom Menschen ausgelesenen Kulturform, der verbreiteten Süß-Kirsche, bildet sie nur kleine Früchte mit wenig Fruchtfleisch, wird aber wegen ihres kräftigen, bittersüßen Aromas von Feinschmeckern geschätzt. Vogelkirschensämlinge sind die besten Veredelungsunterlagen für hochstämmige Süß- und Sauerkirschen und finden ihre Verwendung im heimischen Streuobstanbau.

In der Summe wohl die längste, in jedem Fall aber die schönste Vogelkirschenallee Deutschlands steht in Hohenheim. Ein Besuch lohnt sich.

(Kontakt: R. Bäßler, Versuchsstation für Gartenbau)


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