Netzwerk Zukunftsbäume

Versuchsanlage Zukunftsbäume

Eine Veränderung des Klimas wird auch für Deutschland in den kommenden Jahrzehnten prognostiziert: milde Winter, längere Hitze- und Dürreperioden im Sommer und vermehrtes Auftreten von Spätfrösten. Nicht nur auf das Wachstum und Überleben forstwirtschaftlich genutzter Bäume wirkt sich dieser Wandel aus, sondern er macht auch den klassischen Straßenbäumen zu schaffen. Hitze, Trockenheit und Frost haben bereits in den letzten Jahren die Vitalität unserer Stadtbäume stark beeinträchtigt, sogar das Überleben einiger Arten wird in Frage gestellt.

Straßenbäume der Zukunft

Im Rahmen des Projekts “Netzwerk Zukunftsbäume” werden potentielle Bäume der Zukunft für Straßen und Parks über einen Zeitraum von zehn Jahren (2013-2023) in Hohenheim West phänologisch untersucht. Diese Daten werden alljährlich erhoben und im Informationssystem Hohenheimer Gärten aufbereitet. Derart langfristig können Daten heutzutage nur noch selten erhoben werden, weshalb sie einen besonderen Wert darstellen. Sie stehen natürlich auch für nationale oder internationale Vergleiche zur Phänologie zur Verfügung und können beispielsweise Hinweise für langfristige Klimaveränderungen geben.

Das Experiment läuft parallel an fünf Standorten in Deutschland. Als Versuchsgrundlage wurden 43 sämlingsvermehrte, meist nicht heimische Arten und Sorten mit je fünf Individuen gepflanzt. In Hohenheim sind die Bäume aktuell ca. zehn Jahren alt, bei einem mittleren Brusthöhendurchmesser von 3,1 cm und einer mittleren Höhe von 3,30 m.

Für den Standort Hohenheim West wurden die Baumboniturergebnisse für drei Vegetationsperioden von 2016 bis 2018 ausgewertet (Gneuß, 2020). Dabei wurden phänologische Merkmale sowie die phytosanitäre Situation, Vitalität der Bäume, Baumhöhe und Stammumfang dokumentiert. Auf der Basis dieser Auswertung wurden die Baumarten in Eignungsstufen klassifiziert.

Im nächsten Schritt werden zehn als „sehr geeignet“ oder „geeignet“ klassifizierte Baumarten in unserem Projekt genauer untersucht. Je Baumart werden drei Individuen, also insgesamt 30 Bäume, zur kontinuierlichen Zuwachsmessung mit hochauflösenden Dendrometern und Datenloggern ausgestattet.

Projektstruktur "Netzwerk Zukunftsbäume"

Standorte:

  • Humboldt Universität Berlin
  • Arboretum Ellerhoop
  • Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau Erfurt
  • Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt
  • Bayrische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

Masterarbeit:
Gneuß E. (2020): „Straßenbäume der Zukunft – Eine Vergleichsstudie überwiegend nicht heimischer Gehölze am Standort Universität Hohenheim“

Klimaeinfluss auf Wachstum von Straßenbäumen

In den drei Vegetationsperioden 2020-2022 erfolgen kontinuierliche und hochauflösende Messungen der Stammradiusänderungen in Verbindung mit der Erfassung des Standortklimas. Dies bringt genaue Auskunft über die Wachstumsreaktion der Bäume auf kurz- und langfristige Wetterfaktoren. Daraus lässt sich auf die Klimastresstoleranz der ausgewählten Baumarten schließen.

Die Ergebnisse des Projektes können Stadt- und Gartenbauplanern als wissenschaftlich gesicherte Grundlage für die Auswahl geeigneter neuer Stadtbaumarten, die den zukünftigen klimatischen Herausforderungen gewachsen sind, dienen. Sie können in die GALK-Straßenbaumliste (Gartenamtsleiterkonferenz) einfließen.

Kontakt: Kustos Dr. Robert Gliniars, 0711 / 459-22186, E-Mail